Die Bedürfnisanstalt wurde 1928 von Gustav Oelsner entworfen. Jahrelang diente das kleine Backsteingebäude an der Kreuzung Bleickenallee/Hohenzollernring als unterirdische Bedürfnisanstalt mit oberirdischer Wartehalle. 2001 wurde es renoviert und stand dann einige Zeit leer. Anfang 2008 hat der Kulturausschuss beschlossen, die ehemalige Wartehalle zum Kulturraum zu machen.
Seit dem 31.05.08 ist das Gebäude „Die Bedürfnisanstalt“. Ausstellungen und Kunst/Kulturprojekte aller Art finden seitdem dort statt. Der Raum kann für einen Unkostenbeitrag gemietet werden; jede/r kann sich hier verwirklichen.
Seit November 2013 gibt es ein neues Team, das sich um die Bedürfnisanstalt kümmert. Der kleine Kulturraum soll so unkommerziell weitergeführt werden wie bisher. Um dies zu ermöglichen, ist die Bedürfnisanstalt auch auf Spenden angewiesen.
Der Architekt:
Gustav Oelsner wird 1879 in Posen geboren. Er studiert Architektur an der TH Berlin-Charlottenburg und ein Gastsemester an der TH München. Ab 1907 ist er Stadtbauinspektor in Breslau und von 1911 bis 1922 Stattbaurat in Kattowitz.
Durch einen „Generalsiedlungsplan qualifiziert“, der „die Herabsetzung der innerstädtischen Besiedlungsdichte und die Einbettung neuer Wohngebiete im Grüngürtel“ vorsieht, „wird Oelsner Anfang 1924 zum Bausenator von Altona gewählt und stärkt zusammen mit Oberbürgermeister Max Brauer die kommunale Eigenständigkeit Altonas gegenüber der Nachbarstadt Hamburg. In raumplanerischer Kooperation mit dem Oberbaudirektor Fritz Schuhmacher entstehen durch das von Oelsner geleitete Hochbauamt zahlreiche Wohnsiedlungen und kommunale Bauten, die mit dem Streben nach Licht, Luft und Sonne Reformideen des Neuen Bauens verpflichtet sind und damit gleichsam mustergültig wirken.“ (Jan Lubitz)
Beispiele hierfür sind die Gartenstadt Steenkamp, die Wohnsiedlung Bunsenstraße, das Arbeitsamt, der Wohnblock Bahrenfelder Steindamm, die Pestalozzischule, der Wohnblock Lunapark, das Haus der Jugend sowie die Wohnsiedlung Luruper Chaussee.
Wegen seiner jüdischen Herkunft wird Oelsner 1933 von den nationalsozialistischen Machthabern in den Ruhestand versetzt. Er kann 1939 vor der drohenden Verfolgung in die Türkei emigrieren, wo er als Architekt ebenfalls große Anerkennung findet.
Nach dem Krieg kehrt er auf Betreiben Max Brauers nach Hamburg zurück, wo er bis in die 50er Jahre am Wiederaufbau beteiligt ist und 1956 verstirbt.
Links:
Gustav Oelsner Gesellschaft
Stadtteilarchiv Ottensen
Architekten-Portrait Gustav Oelsner