Geschichte

Die Bedürfnisanstalt wurde 1928 von Gustav Oelsner entworfen. Jahrzehntelang diente das kleine Backsteingebäude, auch Oelsner-Pavillon genannt, an der Kreuzung Bleickenallee/Hohenzollernring als Wartehalle für die Straßenbahn, mit unterirdischer Bedürfnisanstalt (öffentliche Toilette). Nach der Entfernung der Straßenbahn wurde es zeitweise als Kiosk genutzt, dann stand es lange leer.

2002 wurde das Gebäude von der Stadt an die Lawaetz-Stiftung zur Betreuung übergeben. 2008 beschloss der Kulturausschuss der Bezirksversammlung, die ehemalige Wartehalle zum Kulturraum zu machen.
Seitdem ist das Gebäude „Die Bedürfnisanstalt“ und wird von einem kleinen Team von Kunst- und Kulturinteressierten ehrenamtlich betreut. Der Raum kann für Ausstellungen und Performances aller Art gemietet werden.

Der Architekt:
Gustav Oelsner wird 1879 in Posen geboren. Er studiert Architektur an der TH Berlin-Charlottenburg und ein Gastsemester an der TH München. Ab 1907 ist er Stadtbauinspektor in Breslau und von 1911 bis 1922 Stattbaurat in Kattowitz.
Durch einen „Generalsiedlungsplan qualifiziert“, der „die Herabsetzung der innerstädtischen Besiedlungsdichte und die Einbettung neuer Wohngebiete im Grüngürtel“ vorsieht, „wird Oelsner Anfang 1924 zum Bausenator von Altona gewählt und stärkt zusammen mit Oberbürgermeister Max Brauer die kommunale Eigenständigkeit Altonas gegenüber der Nachbarstadt Hamburg. In raumplanerischer Kooperation mit dem Oberbaudirektor Fritz Schuhmacher entstehen durch das von Oelsner geleitete Hochbauamt zahlreiche Wohnsiedlungen und kommunale Bauten, die mit dem Streben nach Licht, Luft und Sonne Reformideen des Neuen Bauens verpflichtet sind und damit gleichsam mustergültig wirken.“ (Jan Lubitz)
Beispiele hierfür sind die Gartenstadt Steenkamp, die Wohnsiedlung Bunsenstraße, das Arbeitsamt, der Wohnblock Bahrenfelder Steindamm, die Pestalozzischule, der Wohnblock Lunapark, das Haus der Jugend sowie die Wohnsiedlung Luruper Chaussee.
Wegen seiner jüdischen Herkunft wird Oelsner 1933 von den nationalsozialistischen Machthabern in den Ruhestand versetzt. Er kann 1939 vor der drohenden Verfolgung in die Türkei emigrieren, wo er als Architekt ebenfalls große Anerkennung findet.
Nach dem Krieg kehrt er auf Betreiben Max Brauers nach Hamburg zurück, wo er bis in die 50er Jahre am Wiederaufbau beteiligt ist und 1956 verstirbt.

Links:
Gustav Oelsner Gesellschaft
Stadtteilarchiv Ottensen
Architekten-Portrait Gustav Oelsner